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Das BAföG- 1×1

Studieren ist teuer und damit nicht einfach für jeden zugänglich. Der Semesterbeitrag der Hochschule Darmstadt beträgt zum Beispiel im kommenden Sommersemester 292 Euro, keine kleine Summe. Die Wohnungskosten kommen auch hinzu, wenn man nicht mehr zuhause bei seinen Eltern wohnt. Die Kaltmieten für Wohnungen und WGs in Darmstadt liegen über den durchschnittlichen Mietpreisen in Deutschland. Pro Quadratmeter bezahlt man aktuell laut Mietspiegel 14,30 Euro.

Um Studierende finanziell zu unterstützen gibt es in Deutschland das Bundesausbildungsförderungsgesetz, kurz genannt auch BAföG. 1971 trat es in Kraft und gewährleistet dadurch eine Rechtsicherung für alle, die studieren möchten. Das Statistische Bundesamt schrieb in einer Pressemitteilung vom 12. August letzten Jahres, dass die Anzahl der geförderten Studierenden gegenüber 2021 um vier Prozent gestiegen ist.

Doch wer bekommt eigentlich BAföG? – Grundsätzlich kann jeder, der an einer Hochschule oder Berufsakademie studiert, BAföG beantragen. Interessant ist es, dass private Hochschulen sowie Berufsakademien nicht ausgeschlossen werden. Generell fördert das Gesetz deutsche Berechtigte, jedoch können unter gewissen Voraussetzungen auch Ausländer:innen/EU-Angehörige/Flüchtlinge und deren Familien unterstützt werden. Wichtig zu wissen ist, dass keine besondere Eignung oder Begabung nachzuweisen ist. Die Altersgrenze für den ersten Bildungsweg schreibt vor, dass bei Beginn des Studiums das 45 Lebensjahr noch nicht vollendet wurde.

Wie lange bekommt man BAföG? – Die Förderung findet allgemein bis zum Ende der Regelstudienzeit statt. Die vorlesungsfreie Zeit zählt dabei auch dazu. Ausschlaggebend ist, dass die Förderung frühstens mit dem Antragsmonat beginnt. Es ist egal, ob das Studium schon früher begonnen wurde. Möchte nach dem Bachelorstudium noch ein Masterstudiengang belegt werden, kann dieser auch gefördert werden.

Was bietet BAföG? – Es sind Bedarfssätze festgelegt. Das sind festgelegte Beträge, welche die Studierenden für ihr Leben benötigen. Dazu zählen Klamotten, Essen und Wohnkosten.

Wie viel BAföG im Monat ausgezahlt wird, hängt von der eigenen Lebenssituation ab. Der Förderbetrag hängt stark vom Einkommen der Eltern ab. Folgendes Beispiel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erklärt das Rechnungsverfahren besser:  Hanna ist 24 Jahre alt und studiert Medizin. Sie wohnt in einem Studentenwohnheim und ist bei ihren Eltern beitragsfrei in der Kranken-und Pflegeversicherung mitversichert. Ihre Mutter hat ein Nettoeinkommen von 2429,91 Euro, ihr Vater ist zuhause und hat somit eine Zusatzerklärung abgegeben, dass er kein Einkommen hat. Ihr Bruder Alex macht eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Seine Ausbildungsvergütung beträgt 868 Euro. Ihr Grundbedarf beträgt dementsprechend 452 Euro und dadurch das sie auswärts wohnt bekommt sie dazu noch 360 Euro Wohngeld. Ihr monatlicher Förderungsbeitrag beträgt gerundet also 806 Euro. Davon bekommt sie 403 Euro als zinsloses Darlehen.

Der durchschnittliche Förderbetrag beträgt 562 Euro.  Wenn neben dem Studium gearbeitet wird, muss ein Teil davon fürs Studium eingesetzt werden. Die eine Hälfte der Förderung muss nicht zurückgezahlt werden. Die Andere ist ein Darlehen, wie ein Kredit nur beim Staat und nicht bei einer Bank. Der Unterschied: Es gibt keine Zinsen. Jedoch ist der Betrag der zurückgezahlt werden, muss auf 10.010 Euro limitiert. Fünf Jahre nach der Regelstudienzeit fängt es an, dass  der Kredit zurückgezahlt werden soll. Ab einem gemeinsamen Jahresgehalt der Eltern von 70.000 Euro ist die staatliche Förderung unwahrscheinlich.

Wo und wie wird BAföG beantragt? – Das Studierendenwerk der jeweiligen Hochschule hilft mit allen nötigen Formularen. Auf der Seite des Studierendenwerks Darmstadt findet man Tipps und alles wichtige, um den Antrag zu stellen. Auch der Landkreis Darmstadt-Dieburg informiert auf seiner Internetseite darüber und listet verschiedene Ansprechpartner auf. Es werden auch telefonische Sprechzeiten angeboten. Der Antrag kann schriftlich oder digital gestellt werden. Die Bearbeitungszeit beträgt in der Regel zwischen vier bis zehn Wochen, die Auszahlung kann dann nochmal länger dauern. Schwierig gestaltet es sich, wenn man zu einem Elternteil keinen Kontakt mehr hat. Schließlich benötig man für die Antragstellung das Einkommen beider Elternteile. Der Prozess kann sich dann über mehrere Monate ziehen.

Erst im letzten Jahr gab es eine Reform des Bundesausbildungsförderungsgesetz. Der Förderungshöchstsatz wurde von 861 Euro auf 934 angehoben. Die digitale Antragsstellung über „BAföG- digital“ hat sich vereinfacht. Es wird nur noch ein Nutzerkonto benötigt und nicht wie davor eine Bestätigung mit der e-Id-Funktion des Personalausweises oder die Zusendung eine schriftliche Version an das zuständige Amt für Ausbildungsförderung.

Ein Auslandssemester ist möglich. BAföG endet nicht an den deutschen Grenzen. Es wird auch gezahlt, wenn das Studium in einem anderen EU-Staat oder der Schweiz stattfindet.

BAföG zu beantragen ist insgesamt  definitiv ein aufwändiger und sich ziehender Prozess. Es lohnt sich aber trotzdem, denn die staatliche finanzielle Hilfe ermöglicht es, die eigenen Träume zu verwirklichen !

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