Kategorien
Sport

Darmstadt ehrt verstorbenen Lilien-Fan – Ein Portrait von Jonathan Heimes

Foto: SV Darmstadt 98

Jonathan Heimes. Ein Name, der einigen in Darmstadt bekannt ist. Ein Fan, den die 98er Mannschaft und Fans niemals vergessen werden. Ein Junge, der viel zu früh von uns gegangen ist. Ja, Jonathan Heimes war vieles, aber vor allem ein Kämpfer. Viele Ehrungen bekam Jonathan genannt “Johnny” nach seinem Tod. Nun wird die Brandisstraße in Bessungen zu „Jonathan-Heimes-Straße“ umbenannt. Aber wer war nun Jonathan Heimes?

„Es ist noch nichts verloren“

Johnny, geboren 1990, war schon immer ein großer Fan des Sports. Mit zwölf Jahren galt er als eines der Toptalente des Tennis und trainierte zusammen mit der Darmstädterin und ehemaligen Top-10-Weltranglisten-Spielerin Andrea Petkovic. Doch schon mit 14 Jahren wurde bei ihm ein Hirntumor diagnostiziert, was für ihn das Karriereende bedeutete. Nach erfolgreicher Operation, wobei er von da an seine linke Körperhälfte nicht mehr bewegen konnte, machte er sein Fachabitur und ein Freiwilliges Soziales Jahr als Jugendtrainer bei seinem Heimatverein TEC Darmstadt. Nur fünf Jahre nach seiner ersten Diagnose kam der Krebs zurück, Metastasen in der Wirbelsäule. Die zweite Operation war ebenfalls erfolgreich, doch nur zwei Tage nach der Operation spürte er seine Beine nicht mehr. Er war nun querschnittsgelähmt.

Noch im Krankenhaus erhielt Johnny eine SMS von einem Freund: „4:6, 4:5, 15:40. Zwei Matchbälle gegen dich. DU MUSST KÄMPFEN! Es ist noch nichts verloren“. Angelehnt war diese Nachricht an seine Tenniskarriere, in der er auch Rückschläge einstecken musste, doch auch bei aussichtslosen Spielen kämpfte er immer weiter. Von da an war dies sein Lebensmotto. Auch die Liebe zum Sport ging nie verloren. Zwischen den Chemotherapien trainierte er wieder auf dem Tennisplatz mit seinem Trainer Zoran Petkovic, Vater von Andrea Petkovic. Zwar diesmal im Rollstuhl, aber einige Bälle konnte er schlagen.

Inzwischen hatte er 25 Chemotherapien hinter sich und die Behandlung schlug an. Bei seinem MRT sind keine Metastasen mehr zu finden. Der Krebs scheint besiegt. Doch er lässt ihn nicht los. Ein paar Tage vor seinem 23. Geburtstag die nächste Schocknachricht: Metastasen im Kopf. Doch davon lässt Johnny nicht unterkriegen. Er kämpft weiter.

Ein Armband schreibt Fußballmärchen

Mit einem Freund brachte er 2013 das Projekt “DU MUSST KÄMPFEN! Es ist noch nichts verloren” auf dem Weg und gab gegen Spenden bei Spielen seines Lieblingsvereins SV Darmstadt 98 Armbändchen mit dieser Aufschrift ab. Die Spenden gingen an die “Hilfe für krebskranke Kinder” in Frankfurt. Die Kinderkrebsstation, die ihn ein Leben lang begleitet hat. 

 

Foto: SV Darmstadt 98

Das Projekt stellte Johnny der Mannschaft beim Drittliga-Endspiel um den Verbleib in der Liga gegen die Stuttgarter Kickers vor. Dieses verloren sie und stiegen damit ab. Durch den Lizenzentzug der Offenbacher Kickers blieben die Darmstädter aber in der 3. Liga und spielten ein Jahr später in der Relegation um den Aufstieg in die 2. Bundesliga gegen Arminia Bielefeld. Das Hinspiel verloren die 98er mit 1:3, sodass Dirk Schuster, der ehemalige Erfolgstrainer des SVD, vor dem Rückspiel den 98er von Heimes erzählte und diese die Armbändchen tragen ließ. Das Spiel gewannen sie in letzter Minute der Verlängerung durch das Tor von Elton da Costa mit 4:2, was somit bedeutete, dass sie in die 2. Bundesliga aufstiegen. In diesem Spiel kämpfte die Mannschaft bedingungslos und glaubte daran, auch wenn die Ausgangslage schwierig war. Johnnys Armbändchen und Motto entfachten ein Fußballmärchen, “Das Wunder von Bielefeld” und eine erfolgreiche Hilfsaktion. 

Foto: SV Darmstadt 98

Februar 2015 gründeten Johnny und seine Freunde die gemeinnützige Gesellschaft “Du musst kämpfen”, die Vereine und Projekte für eine Supportive Sporttherapie in der Krebstherapie von Kindern und Jugendlichen unterstützt. Diese richten Sportevents für den guten Zweck aus, bei denen Profis ohne Gage mit Amateuren Sport treiben. Auch 2015 stiegen die Darmstädter in die 1. Bundesliga auf – ein Durchmarsch von der 3. Liga, welches ein Fußballwunder war. Das bekannteste Bild von der Aufstiegsparty, nach dem sie am letzten Spieltag gegen St. Pauli 1:0 gewonnen haben, als Johnny auf die Bühne gerufen wurde und er gemeinsam mit den Spielern feiern durfte. Der damalige Kapitän Aytac Sulu redete auf der Bühne über die Wichtigkeit von Johnny für die Mannschaft: “Ohne ihn wären wir gar nicht hier. Aufgeben war für ihn nie eine Option und deswegen auch nicht für uns.”

Foto: SV Darmstadt 98

Johnny bleibt immer im Herzen von Darmstadt

Am 08. März 2016 starb Johnny mit 26 Jahren an den Folgen der Hirntumorerkrankung. Zwölf Jahre trotzte er dem Krebs, doch diesen Kampf hat er verloren. Bis zu seinem Tod wurden bis zu einer Millionen an die Kinderkrebsstation gespendet. Für seine Initiativen wird Jonathan bis heute geehrt. In der Saison 16/17 verzichtete der Weltkonzern Merck auf seine Namensrechte für das Stadion, sodass es ein Jahr lang “Jonathan-Heimes-Stadion” hieß. Es war das erste Mal, dass ein Verein sein Stadion nach einem Fannamen umbenannte und diese Aktion erreichte weltweit 840 Millionen Menschen, so die „Du musst kämpfen“-Aktion. Damit aber der Name für immer mit dem SVD verbunden bleibt, heißt die renovierte Südtribüne nun “Jonathan-Heimes-Tribüne”. Auch an seinem ersten Todestag ehrte der SV Darmstadt Johnny. Der Sponsor software AG verzichtete am 08. März 2017 auf seine Namensrechte auf den Trikots, denn die Lilien liefen in Sonder-Trikots gegen den FSV Mainz 05 auf. Auf der Brust stand nun “DUMUSSTKÄMPFEN” und das Geld der limitierten Trikots ging teilweise an die “Du musst kämpfen GmbH”. Die Lilien siegten mit 2:1. „Die Fans haben es gut gemacht, wir haben es gut gemacht, und der da oben wird sich freuen“, sagte Kapitän Sulu. Jeder weiß wer mit “der da oben” gemeint war. 

Foto: SV Darmstadt 98
Foto: SV Darmstadt 98

Und nun kriegt Darmstadt die Jonathan-Heimes-Straße. Eine Geste, die er nur noch “von oben” mitbekommt. Aber eine Geste, die das Vermächtnis von Heimes für die ganze Stadt, aber auch für ganz Deutschland zeigen soll. Johnny gilt bis heute als eine Symbolfigur für die Stadt, für die Mannschaft, für die Krebsstation. Dreimal wurde er von Krebs zurückgeworfen, doch er besiegte ihn jedes Mal. Sein Optimismus und sein Kämpferherz inspirierten einige. Ein Junge, der nie aufgab. Ein Junge, der anderen krebskranken Kindern half. Ein Junge, der viel zu früh gehen musste.

Wenn euch diese Geschichte inspiriert hat und ihr krebskranken Kindern helfen wollt, dann könnt ihr hier über die “Du musst kämpfen GmbH” spenden. Wollt ihr die berühmten “Du musst kämpfen” Armbänder? Dann holt sie euch hier im Shop, der Betrag wird ebenfalls komplett gespendet. 

Foto: SV Darmstadt 98

Eine Antwort auf „Darmstadt ehrt verstorbenen Lilien-Fan – Ein Portrait von Jonathan Heimes“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert