“Papa, können wir Federball spielen?”, diese Frage hört man oft von Kindern, wenn draußen gespielt wird. Vernimmt man aber diese Frage im Badminton-Training, macht es die meisten Trainer:innen irre. “Aber wir spielen doch mit einem Federball, warum dürfen wir das nicht Federballspielen nennen?” Okay, es wird mit einem Federball und einem Schläger gespielt, doch was die meisten nicht unterscheiden ist die Spielweise. Federball spielen kann man egal wo. Im Garten, auf dem Sand, auf der Straße und vor allem ohne Netz. Ein wirkliches Spielfeld gibt es nicht. Badminton jedoch muss in der Halle auf einem Court mit einem Netz gespielt werden. Es gibt Regeln, die eingehalten werden müssen. Und noch viel wichtiger: Es wird nicht miteinander, sondern gegeneinander gespielt.
Badminton ist die schnellste Sportart der Welt und das ist bewiesen: Der malaysische Badmintonspieler Tan Boon Heong beschleunigte 2013 beim “Smash Speedtest” der neuen YONEX Schlägergeneration den Federball auf unglaubliche 493 Kilometer pro Stunde. Aber durch den Luftwiderstand kommt der Federball beim Gegner deutlich langsamer an. Manche möchten es nicht glauben, aber Badminton ist im Gegensatz zu Federball deutlich schwieriger. Beim Federball geht es vor allem darum, lange Ballwechsel zu haben. Der Ball sollte nicht auf dem Boden landen. Badminton hingegen lebt von schnellen und kurzen Ballwechsel, wobei es auch deutlich längere Ballwechsel gibt, je nachdem, welcher Spielertyp man ist. Es ist ein Zusammenspiel von Koordination und Kondition. Das Kompetenzprofil einer/s Spieler:in muss einiges aufweisen: Differenzierungs-, Orientierungs-, Reaktions-, Gleichgewichts- und Rhythmisierungsfähigkeit sowie eine schnelle Antritts- und Entscheidungsfähigkeit.
Nicht nur das Kompetenzprofil ist wichtig, sondern auch der Ort des Spielgeschehens. Während Federball egal wo gespielt werden kann, auch wenn es draußen etwas windig ist, muss Badminton in der Halle gespielt werden. Selbst der kleinste Windhauch kann einen Ballwechsel und den Spaß der Spieler:in ruinieren. Meistens wird Federball nur zu Zweit gespielt, im Badminton gibt es drei Varianten: Einzel, Doppel und Mixed. Deswegen gibt es auch Turniere und Ligen. Dabei ist das Rhein-Main-Gebiet in den höchsten Ligen stark vertreten. In der ersten Bundesliga steht der SV Fun-Ball Dortelweil gerade auf Platz 2. In der zweiten Bundesliga kommen sogar vier der zwölf Mannschaften aus dem Rhein-Main-Gebiet: SV Fun-Ball Dortelweil 2, TuS Schwanheim, 1. BV Maintal 1978 und TV Hofheim. Das liegt vor allem daran, dass der Hessische-Badminton-Verband sehr viel für den Nachwuchs tut. Denn der Landessportbund in Frankfurt, der zugleich einer der vielen Olympia-Stützpunkte ist, ist die zweitgrößte Trainingsstätte für Badminton. Nur Mühlheim an der Ruhr, der auch der Nationalmannschaft-Stützpunkt ist, ist davor. Viele ehemalige und jetzige Nationaltrainer:innen oder -spieler:innen bilden Kinder und Jugendliche aus. Wie beispielsweise Nicole Bittner, ehemalige Olympiateilnehmerin, Franklin Wahab, ehemaliger Nationaltrainer und Weltranglistenspieler, und Bernd Brückmann, ebenfalls ehemaliger Nationaltrainer. Solche Namen motivieren die Kids genauso gut zu werden. Dabei gibt es viele Partnerschulen in Frankfurt, die sich an das Training der Kinder anpassen.
Badminton gewinnt mehr und mehr an Aufmerksamkeit. Viele Kinder, die daheim Federball spielen, werden von ihren Eltern ins Training geschickt. Oft, damit die Kinder dort ihre überschüssige Energie loswerden. Auch in der Schule wird es als gängiges Sportthema genutzt. Nur die meisten Lehrer bringen es falsch oder als Federballspielen bei. Einige Lehrer:innen übernehmen viele falsche Informationen aus dem Internet. Mal soll der Schläger statt der “Hammergriff-Haltung” wie eine “Bratpfanne” gehalten werden, mal soll man nach einem Sprung stampfen, um den größtmöglichen Impuls zu erzeugen (totaler Schwachsinn). Natürlich können die meisten Lehrer:innen nichts dafür, sie kriegen es entweder aus ihrem Studium so beigebracht oder recherchieren einfach schlecht. Dabei wird eigentlich Badminton vom Staat sehr gefördert. Sogar für das richtige Beibringen im Schulsport gibt es Fortbildungen, die der Staat kostenlos zur Verfügung stellt. Das sogenannte “Shuttle-Time”-Projekt, welches 2012 von der Badminton World Federation eingeführt wurde, bringt vor allem Lehrer:innen bei, Schulkinder Badminton ganz einfach verstehen zu lassen. Hierbei gibt es mehrseitige Unterlagen, Videos und einen Wochenend-Workshop, um alles Gelernte selbst auszuprobieren. Genutzt wird es leider wenig.
Hier sind einige Regeln, die nochmals den deutlichen Unterschied zum Federball aufweisen!
Spielweise:
- Best of 3, heißt, es werden zwei Gewinnsätze benötigt
- Jeder Satz wird bis 21 gespielt (in den höheren Ligen teilweise bis 11 oder 15, somit dann Best of 5)
- Verlängerung gibt es bei einem Stand von 20:20. Ab da wird der Satz bei einem zwei Punkte Abstand beendet
- Die höchstmögliche Punktzahl bei einer Verlängerung lautet 30:29, danach ist der Satz abgeschlossen
- Nach jedem Satz wird die Seite gewechselt. Erst wer als Erstes im dritten Satz 11 Punkte hat, wird die Seite nochmals gewechselt
- Die Person, die einen Punkt gemacht hat, hat auch Aufschlag
Beim Badminton gilt als Fehler, wenn …
- der Ball nicht getroffen wird, bevor er zu Boden fällt
- der Aufschlag über Hüfthöhe oder nicht in die diagonale gegenüberliegende Hälfte erfolgt
- der Ball außerhalb der Spielfeldgrenze ins Aus geht
- der aufschlagende Spieler oder sein Gegenüber während des Aufschlags nicht mit beiden Füßen in seinem Aufschlagfeld steht
- ein Spieler den Ball zweimal nacheinander schlägt oder berührt, bevor er das Netz überflogen hat
- ein Spieler mit dem Körper, der Bekleidung oder dem Schläger den Ball oder das Netz berührt
- der Ball unter dem Netz durchgespielt wird
- beim Doppel ein Spieler beim Aufschlag den Ball seines Partners annimmt
Schlussfolgernd kann man sagen: Federball ist ein Freizeitsport, den gerne Kinder draußen spielen. Badminton ist hingegen ein vielseitiger Wettkampfsport, den jeden begeistern kann.