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Vermischtes und Kultur

Vom Wohnzimmer zum Nachtclub: Wie ist es, ein DJ zu sein?

Ich nehme dich heute auf die Reise hinter dem Mischpult mit. Du hast dich schon immer gefragt, wie es eigentlich ist ein DJ zu sein? Vielleicht hast du auch nur ein großes Interesse an der Musik. Ich habe mit DJ Updel über das DJ-Sein gesprochen. Der 23-jährige kommt aus Wiesbaden und lebt für die Musik. Ich hatte bereits das Vergnügen bei einem Gig von ihm dabei zu sein und wer Hip Hop und Trap mag, wird es mindestens genau so sehr fühlen wie ich.

Vorab die Frage, wie kam es zum Beruf DJ?

DJing hat seine Wurzeln im Radio. Erstmals stellte Nikolai Tesla 1893 die Idee vor Sendungen abzuspielen, in denen Radiosprecher die Zuhörer*innen informierte und die Musiktitel auswählte. Doch erst in den 1920er Jahren hatten Radiosendungen ihren Durchbruch. Der Begriff DJ (Disk Jockey) rief Walter Winchell in den 1940ern in den Raum, als er einen Radiosprecher beschrieb. 

In den 1960ern wurden sogenannte Piraten-DJs populär, die Songs aus dem Genre Pop und Rock spielten, die die Hörer*innen des BBCs nicht angeboten bekommen sollten. Der Einsatz dieser DJs beeinflusst bis heute den Musikmarkt positiv. 

Nach dem 2. Weltkrieg, als Musiksäle zu Diskotheken umfunktioniert wurden, wurde das Auflegen zu einem weltweiten Phänomen. Heutzutage treten DJs sowohl in Nachtclubs als auch in beliebten Musiklokalen oder Partys auf. Das DJing gilt heutzutage als Kunstform, die von vielen Hörer*innen zelebriert wird. 

Die meisten DJs sind selbständig. Das bedeutet auch, dass man sein eigener Manager sein muss. Wenn du social bist und es dir leicht fällt Netzwerke aufzubauen, hast du bereits einen Pluspunkt. Doch das Wichtigste von Allem: die Leidenschaft zur Musik. Natürlich wäre es von Vorteil, wenn dein Setup gut aufgebaut ist. 

Wie ist das also ein DJ zu sein? Genau diese Frage habe ich “Updel” aka Abdel El Hasnaoui gefragt. Er fühlt sich nicht nur “wohl aufm Klo beim TikTok scrollen”, sondern auf der Stage als DJ. Der junge Wiesbadener fing erst vor Kurzem mit dem DJn an, doch hat bereits einige Erfolge erleben dürfen. Mit seinen Künsten in Hip Hop, Trap, Afrobeat und Baile dominiert er die Clubs.

Schieß los, Abdel. Wie ist das so DJ zu sein?

Ich mache das noch nicht so lange, deswegen ist meine Sicht sehr limitiert, aber für mich ist es wunderschön, mit Leuten meine Lieblingssongs teilen zu dürfen. Als DJ bist du sehr stark für die Energie der Leute zuständig, was teilweise sehr stressig sein kann, dennoch lohnt sich das Hobby. Es gibt nichts schöneres als die Crowd tanzen oder singen zu sehen.

Wie fängt man als DJ an? Was brauche ich?

Als Erstes brauchst du einen breitgefächerten Musikgeschmack. Beschäftige dich sehr mit einem oder mehreren Genres. Am besten ist es, wenn du auf Partys automatisch immer für die Musik zuständig bist. Sobald du genug Selbstbewusstsein hast, kaufst du dir einen DJ Controller. Am besten sind die Anfänger-Controller von “Pioneer”, weil du damit am nächsten am Industriestandard bist. Dann suchst du dir eine Software aus. Am besten Rekordbox, Serato oder sogar Traktor, was ich benutze. Tatsächlich würde ich aber die beiden vorherigen eher empfehlen. Übe ein Set ein und schaue ganz viele DJ-Tutorials und Sets auf Youtube und Soundcloud, um die Basics zu verstehen. Sobald du ein gutes Set drauf hast, schreib kleineren Bars und Clubs in deiner Umgebung an und schnapp dir deinen ersten Gig!

Wie suchst du deine Songs für die Gigs aus? Probierst du dich live auf das Publikum einzustimmen?

Ich höre 24/7 Musik und ich kann mittlerweile ungefähr abschätzen, wie die Crowd auf einen Song reagieren wird. Ich richte mich meistens nach meinem Bauchgefühl und probiere live ein bisschen rum. Oft sagt die Ästhetik auch viel über den Musikgeschmack der Leute aus. Man wird selten 100% der Leute zufrieden stellen, vor allem auf Mainstream-Partys. Da geht es mehr darum, durch Genres zu rotieren und allen ein bisschen Aufmerksamkeit zu geben, meiner Meinung nach. Aber wenn es eine Genre-Party ist und du eine abgestimmte Crowd hast, kannst du eigentlich wenig falsch machen.

Hast du Vorbilder?

Ja, sogar eine Menge. Jyoty, Joe Kay, Kyotic, EJ, Kaytranada, Conducta, Jarreau Vandal, um ein paar zu nennen, aber auch viele DJs aus meiner Umgebung.

Bist du vor deinen Auftritten nervös? Wenn ja, hast du ein Ritual, das du machst, um runterzukommen?

Wenn mit der Technik alles in Ordnung ist und das ganze eine Trap-Veranstaltung ist, kann ich mittlerweile stolz sagen, dass ich kaum nervös bin. Sonst bin ich mittlerweile auch ganz sicher auf den Decks. Ich habe eher oft mit Anxiety zu kämpfen, wenn ich mich in neuen Umgebungen befinde. Doch das ist etwas, wo ich im Allgemeinen dran arbeiten muss. Bei einem Gig in einer neuen Umgebung versuche ich mich oft bereits beim Aufbau mit dem Personal anzufreunden. Es beruhigt mich meistens, eine Person zu kennen, der ich Fragen stellen kann oder mir Wasser holen kann. 

Wie ist es, auf der Bühne zu sein und gleichzeitig kein “Teil der Masse”? Hat man selbst noch das Bedürfnis, feiern zu gehen?

Das klingt vielleicht komisch, aber ich mag es, einen geringen Abstand zur Crowd zu haben. Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt und bin gerne von Leuten, die ich mag, umgeben. Gigs, bei denen ich Leute um mich herum habe, mit denen ich feiern und tanzen kann, sind meine Lieblings-Gigs. Doch das Alles hält mich nicht davon ab beim DJ’n Spaß zu haben. Ich bin mein eigener größter Fan und liebe die Musik, die ich auflege. Feiern gehe ich trotzdem gerne, wenn ich die Zeit dafür finde. Ich geh allerdings nur noch zu Musik feiern, die ich auch mag und versuche große Clubs zu meiden. 

Was machst du, wenn die Menge nicht gut gelaunt ist?

Ich gebe bei jedem Gig mein Bestes die Anforderungen an Musik zu erfüllen und alle so gut es geht glücklich zu machen. Natürlich kommt es vor, dass Leute die Musik nicht feiern. Ich denke, das Wichtigste ist, seine Crowd kennenzulernen. 

Ich rede oft mit den Leuten vor Ort und frage nach Musik und Künstlern, die sie mögen. Ich komme jetzt aber in eine Phase, wo ich mir mein Publikum besser aussuchen kann, deswegen habe ich selten Fälle, wo die Musik gar nicht ankommt.

Gibt es Downphasen nach einem Auftritt?

Ich kann da nur für mich sprechen, aber eher weniger. Klar, scheiß ich mal rein und hab mal nen schlechten Gig, aber ich habe tolle Freunde, die mich immer wieder pushen und aufmuntern. Nach schlechten Gigs habe ich eher Phasen, wo ich super motiviert bin und mich konzentriert an mein DJ-Pult setze und anfange zu üben.

Wie ist das Verhältnis unter DJ-Kollegen? Konkurrenz oder Freundschaft?

Bis jetzt habe ich eigentlich noch keine wirklichen Konkurrenzen gehabt, aber ich denke, dass es bestimmt bei größerem Erfolg vorkommen kann. Die meisten DJ-Kollegen sind super supportive und helfen einem immer aus oder teilen Gigs mit einem.

Was gefällt dir am DJ-Sein? Ist es genauso wie du es dir vorgestellt hast?

Es macht sogar noch mehr Spaß, als ich mir vorgestellt hab. Ich bin sowieso ein „People Pleaser“ (Ich arbeite daran),deswegen macht es mir super viel Spaß Leute mitMusik glücklich zu machen und zum Tanzen zu animieren. Eine Crowd nach einem Übergang schreien zu hören, ist wirklich einer meiner Lieblingsmomente am DJ-Sein. Und es gibt nichts besseres als kurz die Musik zu stummen und zu hören, wie die Leute den Song weitersingen.

Hast du ein Beispiel für einen coolen Moment, der dir gezeigt hat: Das will ich machen und so sollte es sein!

Ich liebe Boiler Room Sets. Ich habe mir das Kyotics Johannesburg Set bestimmt 1000 mal angeschaut. Ein Übergang, der mich anfangs super inspiriert hat, war Kenny Beats Atlanta Set. Glaube jeder, der Trap hört, hat den Übergang von Danny Glover zu Beef mindestens einmal in seiner Timeline gehört.

Du fragst dich, was ein Boiler Room ist? Das ist eine Plattform zur Übertragung von DJ-Sets und Livemusik via Internet, größtenteils YouTube.

Beispiel für einen schlechten Auftritt?

Ich musste einmal auf Equipment spielen, das ich nie benutzt hatte. Darauf war eine Software, die mir unbekannt war. Das ganze war super stressig und ich habe auch einige Übergänge reingeschissen, doch am Ende des Tages war es zum Glück nur ein kleiner Gig in einer Bar. Man lernt ja auch viel draus. Es ist sehr hilfreich, wenn man mit dem Equipment flexibel ist und sich an den Club oder die Bar anpassen kann.

Wo möchtest du in Zukunft landen? Hast du einen Traum?

Mein Traum wäre natürlich ein Boiler Room Set. Das würde ich gerne in meiner DJ Karriere schaffen, aber dafür habe ich noch einen weiten Weg vor mir. Fürs erste will ich mich jetzt auf Gigs konzentrieren, bei denen ich einfach meinen Musikgeschmack spielen kann.

Falls du selbst Lust hast dich in der Szene auszuprobieren – nur Mut! Jeder fängt mal klein an. Genau so wie Updel, vom Wohnzimmer ging es schneller als gedacht zum Club.

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