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Vermischtes und Kultur

Weihnachtsstimmung trotz(t) Inflation

Quelle: Marie-Louise Zein

Nach zwei Jahren endlich wieder ohne Maske und Abstandsregeln auf den Weihnachtsmarkt gehen – darauf haben sich wohl viele Darmstädter:innen gefreut. Doch kaum ist die Corona-Pandemie einigermaßen unter Kontrolle gebracht, folgt die nächste Hiobsbotschaft: Energiekrise und Inflation.

Auch dem Weihnachtsmarkt in Darmstadt ist dies anzumerken:

„Die weihnachtliche Atmosphäre ist hier nur bedingt vorhanden. Da bin ich ein bisschen enttäuscht“, spricht ein Mann mittleren Alters seinen Unmut aus. Und das zu Recht. Der Weihnachtsmarkt und die ganze Innenstadt Darmstadts wirken dunkler und kälter als die Jahre zuvor.

Das liegt vor allem an dem Verbot für Heizstrahler und den reduzierten Beleuchtungszeiten. Lichterketten, Straßendekoration und sonstige Beleuchtungen, die die Straßen am Abend und in der Nacht erhellen und weihnachtliche Stimmung verbreiten sollen, werden unter der Woche um 21:00 Uhr und am Wochenende um 22:00 Uhr ausgeschaltet. Die Stände am Luisen-, Markt- und Friedensplatz schließen unter der Woche bereits um 21:00 Uhr und am Wochenende um 21:30 Uhr. Von dem vorweihnachtlichen Ambiente ist dann leider nichts mehr spürbar. Auch das Wahrzeichen des Darmstädter Weihnachtsmarkts ist den Energiesparmaßnahmen zum Opfer gefallen: Die Weihnachtspyramide auf dem Marktplatz fehlt in diesem Jahr.

Öffnungszeiten des Darmstädetr Weihnachtsmarkts:

21. November bis 23. Dezember 2022

Sonntag bis Donnerstag: 11:00 Uhr – 21:00 Uhr

Freitag und Samstag: 11:00 Uhr – 21:30 Uhr

Die Besucher:innen haben außerdem damit zu rechnen, dass sie für Glühwein, Kinderpunsch, Bratwurst und Co etwas tiefer in die Tasche greifen müssen. Ein einfacher Glühwein kostet auf dem Darmstädter Weihnachtsmarkt etwa 3,50 Euro und liegt damit sogar unter dem deutschlandweiten Durchschnitt von 3,75 Euro. Im Jahr 2019 kostete ein Glühwein durchschnittlich 34 Cent weniger. Glühwein ist in Darmstadt also im Vergleich zu anderen Städten noch recht günstig.

Silke Hausmann betreibt einen der Essensstände und berichtet, wie sich die Inflation auf ihren Stand auswirkt: „Unser Metzger musste dieses Jahr leider schon zweimal die Preise erhöhen und dazu haben wir jetzt noch eine Energiepauschale, die wir bei ihm zahlen müssen. Dementsprechend mussten wir unsere Preise natürlich ein bisschen angleichen, aber wir haben wirklich geschaut, dass es nur die Produkte betrifft, bei denen es nicht anders geht. Bei den meisten Produkten ist der Preis gleichgeblieben.“

Doch halten all diese Maßnahmen die Darmstädter:innen von einem Weihnachtsmarktbesuch ab?

Markus Hausmann, der übrigens nicht mit Silke verwandt ist, betreibt einen Glühwein- und Essensstand mit seiner Familie. Dieses Jahr feiern sie 40. Jubiläum: „Es ist vielleicht stellenweise etwas verhaltener, aber die Leute akzeptieren auch, dass wir die Preise ein bisschen erhöhen mussten. Auch unsere Einkaufspreise, Lohnkosten und Energiekosten sind gestiegen. Das Verständnis ist tatsächlich sehr groß. Wir sind total glücklich, dass dieses Jahr alles wieder relativ normal sattfindet, auch wenn es noch minimale Beschränkungen gibt.“

Auch die meisten Student:innen akzeptieren die Preiserhöhungen und freuen sich darauf, nach einem langen Vorlesungstag mit ihren Freund:innen über den Weihnachtsmarkt zu schlendern.

„Der erste Schluck Glühwein im Jahr ist immer etwas Feines. Darauf kann man sich nach der Uni immer richtig schön freuen“, erzählt Maya und Steffi fügt hinzu: „Klar merkt man, dass die Preise angehoben wurden, aber das ist jetzt kein Grund für mich, keinen Glühwein mehr zu trinken. Das macht man ja auch nicht sehr häufig. Es soll ja was Besonderes sein.“

Der Weihnachtsmarkt sei ja nur vier Wochen im ganzen Jahr, da gönnen sich die beiden Freundinnen gerne mal etwas.

Bo freut sich besonders auf das Essen, die Süßigkeiten und den Glühwein. Auch ihn stören die angestiegenen Preise nicht: „Da jetzt der Stundenlohn hochgegangen ist, ist das kein Problem. Für Weihnachten gebe ich gerne mehr aus.“

Mia besucht den Weihnachtsmarkt jedes Jahr mit ihrer Familie und hat ein ganz besonderes Ritual: „Wir schenken meiner Tante jedes Jahr so eine Tasse. Das konnten wir die letzten Jahre nicht machen und dass das jetzt wieder geht, ist ganz cool.“

Schon gewusst: Die Mitnahmen von Glühweintassen ist Diebstahl und somit strafbar. Der Kauf bezieht sich lediglich auf den Glühwein und nicht auf die Tasse. Das Pfand dient nur zur sicheren Rückgabe der Tasse. In der Regel wird dies jedoch nicht verfolgt.

Trotz Änderungen der Beleuchtungszeiten und Preise, lockt der Darmstädter Weihnachtsmarkt viele Besucher:innen an. Entgegen den Erwartungen tummeln sich auch viele Student:innen zwischen den Ständen. Die meisten sehen über die Preiserhöhungen hinweg und genießen die vorweihnachtliche Atmosphäre mit ihren Liebsten. Außerdem ist es natürlich nicht verpflichtend, etwas zu kaufen. Sich alles einfach nur in Ruhe anzuschauen, durch die Gassen zu schlendern und die Atmosphäre zu genießen, ist auch sehr schön und absolut empfehlenswert!

3 Antworten auf „Weihnachtsstimmung trotz(t) Inflation“

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