Viel Glitzer, wenig Stoff: Wie freizügig muss ein Sport sein? Gar nicht, ist die Antwort. Seit einigen Jahren fährt der “Cheerleading und Cheerperformance Verband Deutschland e.V.” (CCVD) einen neuen Kurs. “Cheersport statt Cheerleading” lautet die Devise. Entstigmatisierung und Entsexualisierung ist das Ziel – weg von PomPoms und Uniformen, die aussehen, als wären sie zu heiß gewaschen worden und auch weg von dem Vorurteil, dass es nur weibliche Cheerleaderinnen gäbe. Denn was den Hochleistungssport ausmacht, ist Performance. Schon lange ist der Cheersport keine Nische mehr und auch nichts, was mal so nebenbei am Feldrand eines Footballspiels passiert. Mehr als 20.000 Mitglieder zählt der CCVD mittlerweile, zahlreiche Meisterschaften finden auf Landes- und Bundesebene, sogar international, statt. Gerade deshalb ist es unverzichtbar, gegen Sexualisierung und Stigmatisierung vorzugehen – denn obwohl Performance mit einer gewissen Optik einher geht, bedeutet das noch lange nicht, dass Sportlerinnen in knappen Röcken und bauchfreien Oberteilen auf Wettkämpfen herumhüpfen sollten. Vor allem nicht, wenn minderjährige Sportlerinnen auf der Matte stehen. Der Fokus sollte auf den Skills, der Choreographie und dem Teamspirit liegen – statt auf der Optik. Weniger Haut, mehr Qualität.
Aber was ist Cheersport überhaupt?
Würde diese Frage einer oder einem Cheersportler:in gestellt werden, wäre die Antwort wahrscheinlich klassischerweise Familie oder Leben. Ähnlich wie im Fußball ist auch im Cheersport die gemeinsame Leidenschaft für den Sport das, was ein gutes Team ausmacht.
Eine gute Choreographie, auch Routine genannt, beinhaltet folgende sechs Elemente:
- Stunts (Hebefiguren)
- Pyramiden
- Jumps (Sprünge)
- Tumbling (Turnelemente)
- Tanz
- Cheer (Sprechgesang)
Was die meisten nicht wissen: Cheerleading ist auf dem dritten Platz der gefährlichsten Sportarten der Welt!
Die Cheerleading-”Bundesliga”
… gibt es so tatsächlich gar nicht! Denn: Bisher unterscheidet man zwischen offenen, das heißt für alle Teams zugänglichen, und geschlossenen Meisterschaften. Gegen eine Teilnahmegebühr können an offenen Meisterschaften grundsätzlich Teams aus allen Vereinen eintreten und müssen sich nicht erst dafür qualifizieren.
Das Gegenstück dazu bilden die Meisterschaften, die vom CCVD ausgerichtet werden. Wird bei der Landesmeisterschaft (LM) eine gewisse Punktzahl erreicht, so ist dem Team die Teilnahme an der Regionalmeisterschaft (RM) möglich. Diese Punktzahl hängt meistens von der Gesamtleistung der Teams an den einzelnen LMs ab. Die besten Teams dürfen dann schließlich an der Deutschen Meisterschaft (DM) um den Titel “Deutscher Meister” kämpfen. Auch die Qualifikation von der RM zu der DM hängt von der Gesamtleistung der Teams ab.
So sieht beispielsweise die Wettkampfsaison 2022/23 aus:
Gibt es bestimmte Kategorien?
Im Cheersport gelten drei Kategorien:
- Altersklasse: Peewee, Junior oder Senior
- Skill Niveau: Level 1 bis 7
- Teamaufstellung: Allgirl oder Coed
Ein Junior Allgirl Level 3 Team besteht dann beispielsweise nur aus Mädels vom Jahrgang 2013 bis 2006.
Nach welchen Kriterien wird bewertet?
Je nach Level wird neben Pyramiden, Tumbling und Stunts auch die Cheer Criteria bewertet. Das bedeutet, die Jury achtet darauf, wie gut das Team die Zuschauer führt, wie sauber einzelne Elemente ausgeführt werden und wie viele Schilder, PomPoms, Flaggen oder Megaphone genutzt werden. Auch der allgemeine Eindruck, die Ausstrahlung und der Teamspirit fließen in die Bewertung ein.
Von insgesamt zehn (10,0) erreichbaren Punkten, halten seit 2019 Tiny Wildcats aus Leverkusen in der Peewee Level 1 Kategorie den deutschlandweiten Rekord von 8,93 Punkten.
Cheerleading in Darmstadt bietet beispielsweise der SKV Rot-Weiss Darmstadt 1954 e.V. an.