Kategorien
Wirtschaft

Existenzangst oder wirtschaftlich gut aufgestellt – Finanzierung von Sportvereinen

 

Quelle: Pixabay

Leere Sporthallen, Sportplätze, die aussahen wie die Wüste in alten Cowboyfilmen, das war vor einigen Monaten unser aller Realität. Die Corona-Pandemie hatte uns Anfang 2020 erfasst und damit den Betrieb in vielen Sportvereinen lahmgelegt. Dies hatte Folgen auf verschiedensten Ebenen, sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich. Während die großen Vereine der Fußball Profiligen nach wenigen Wochen den Spielbetrieb wieder aufnehmen konnten, waren viele Vereine und Abteilungen dazu gezwungen ihre Türen verschlossen zu lassen.

Speziell die wirtschaftlichen Folgen bereiteten einigen Vereinen Kopfschmerzen, weshalb wir uns heute damit beschäftigen, wie sich Vereine finanzieren und wie sie das während der Pandemie gemacht haben und wie sich die aktuellen Umstände darauf auswirken.

Laut einer Analyse des Bundesinstituts für Sportwissenschaften aus dem Jahr 2010 finanzieren sich Sportvereine allgemein durch Mitgliedsbeiträge, Spenden, Leistungen für Mitglieder gegen Entgelt, Zuschüsse aus der Sportförderung des Kreises oder der Stadt und einigen weiteren kleineren Bestandteilen wie der Bewirtung einer Gaststätte.

Die Mitgliedsbeiträge machen bei den meisten Vereinen den größten Anteil der sogenannten Pro-Kopf Einnahmen aus. Laut der Analyse liegt dieser Anteil bei einem Prozentsatz von über 60 Prozent. Für die Beiträge in einem Verein gibt es mehrere Modelle, die die einzelnen Vereine je nach eigenen Präferenzen wählen. Die häufigsten Varianten sind Jahres- und Monatsbeiträge, jedoch gibt es in einigen Fällen auch die Möglichkeit des Wochen- und Quartalsbeitrag. Dies schildert mir auch Udo Ahlheim, der Vorsitzende des SV Crumstadt. „Bei uns ist die Basis der Finanzierung die Mitgliedsbeiträge, die beinahe 60 Prozent der Einnahmen ausmachen. Bei einem Verein mit etwa 750 Mitgliedern beträgt das Haushaltsvolumen rund 90.000 Euro.“

Es gibt einige Vereine, die zusätzlich Spenden in Form von Geld und Ausrüstung erhalten. Hier tun sich entweder viele Leute zusammen oder es gibt einen Sponsor, der die notwendigen Mittel zur Verfügung stellt. Häufig kommt es zu Aktionen wie einem Spenden- beziehungsweise Sponsorenlauf, bei dem dann für eine gewisse erbrachte Leistung Geld gespendet wird.

Zu Zuschüssen von Kreis, Stadt oder höheren Instanzen kommt es in den meisten Fällen nur bei größeren Projekten, wie dem Bau einer neuen Sporthalle, eines neuen Sportplatzes oder eines neuen Schwimmbads. Ausnahmen bestimmen bekanntlich die Regel, sodass es zum Beispiel während der Pandemie andere Arten von Zuschüssen gab, die Vereine in Anspruch nehmen konnten. Es gab die sogenannten Überbrückungshilfen der Bundesregierung.

Hierzu sagt Ahlheim: „Während die Überbrückungshilfen I und II außerhalb der Industrie und des Gewerbes nur für Vereine mit Liquiditätsschwierigkeiten in Anspruch zu nehmen waren. Zu denen gehörten wir glücklicherweise nicht und so war ein Zugriff auf die Überbrückungshilfen III und IV möglich, um die entgangenen Umsätze zu kompensieren. Da wir während der Pandemie kaum Mitglieder verloren hatten und die Gelder der Zuschüsse der Bundesregierungen erhalten konnten, stand für uns unter dem Strich ein sattes Plus. Auch wenn das merkwürdig klingen mag, war die Corona-Situation auf finanzieller Ebene für uns ein Segen.“

Die Bewirtung einer Gaststätte ist in vielen Vereinen ein bekanntes Mittel zu ihrer Finanzierung. Meistens ist diese Bewirtung dann das Stammlokal der Vereins eigenen Mannschaften nach einem Spiel oder Wettkampf. „Bei uns macht die Bewirtung der Gaststätte des Vereins ungefähr 20 Prozent der Gesamteinnahmen aus“, sagt Ahlheim. Auch die unregelmäßige Bewirtung von Handballspielen, Tischtennisturnieren und anderen Wettkämpfen in der Sporthalle spielen hier mit rein.

Ein Problem für einige Vereine ist diesen Winter die Beheizung ihrer Sportstätten. Aufgrund des Ukraine-Krieges und den damit verbundenen Folgen sind die Energiepreise enorm angestiegen, weshalb es sich manche Vereine nicht leisten können oder nicht leisten wollen, ihre Hallen so zu beheizen wie üblich. Laut einem Ratgeber von n-tv ist der Preis seit Beginn des Krieges um ungefähr 27 Prozent angezogen.

Diese Folgen können sich potenziell sehr negativ auf die Finanzen des Vereins auswirken, weshalb diejenigen wohl nicht so entspannt auf das kommende Jahr blicken können.

„Selbstverständlich steigen seit der Corona-Zeit und den Umständen in Ost-Europa die Kosten. In Summe kommen wir aber allmählich wieder auf finanziell „normale“ Vereinsjahre zurück. Sofern die aktuellen Gegebenheiten dieselben bleiben, erwarten wir, dass 2023 so ein „normales“ Jahr wird.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert