Wissenschaftsstadt Darmstadt, prangt auf den Ortsschildern der Heimat von fast 160.000 Einwohnern. Ich frage mich, warum. Universitäten und Hochschulen gibt es in jeder größeren Stadt. Sollte dann nicht jeder Ort, an dem Wissen geschaffen wird, diesen Titel tragen? Laut der Website der Stadt, trägt Darmstadt diesen Namen seit 1997. Er soll die nationale und internationale Bedeutung der Stadt auf den Gebieten Wissenschaft und Forschung würdigen. Im Stadtgebiet befinden sich eine Universität, zwei Hochschulen und viele private Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen. In Deutschland gibt es neben Darmstadt nur drei weitere „Wissenschaftsstädte“: Straubing, Fürth und Ulm. Die hessische Stadt war in dieser Reihe die Erste gewesen, die sich mit dieser Auszeichnung schmücken durfte.
Dabei haben andere große deutsche Städte viel mehr forschende Einrichtungen. Stuttgart zum Beispiel verfügt über 20 anerkannte Hochschulen und auch München ist mit vier Universitäten und 14 Hochschulen weitaus besser aufgestellt. Darmstadt und die anderen Wissenschaftsstädte gehören auch bei den kreisfreien Städten zur Anzahl außeruniversitärer Einrichtungen nicht einmal zu den ersten 15. Das Land Hessen selbst ist im deutschlandweiten Vergleich für Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Bereich der Hochschulen auch eher im hinteren Mittelfeld angesiedelt.
Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft richtete von 2005 bis 2012 mit der Ausnahme von 2010 jedes Jahr einen Wettbewerb um die „Stadt der Wissenschaft“ aus. Dieser Titel wurde dann für ein Jahr vergeben und dann an den nächsten Gewinner weitergereicht. Ziel dieses Wettbewerbs war es, den Standort Deutschland als Wissenschaftsstandort wieder groß zu machen. Außerdem sollen Städte von wissenschaftlichen Einrichtungen profitieren. Wirtschaftsunternehmen sollten sich bei Standortentscheidungen oft am Vorhandensein von Forschungs- oder Wissenschaftseinrichtungen orientieren. Genauso ziehe es junge Menschen in die Stadt und erhöhe somit die Toleranz und Heterogenität in der Gesellschaft. Die nicht allzu entfernte Stadt Mainz erhielt diesen Titel 2011 für ein Jahr. Allerdings war das eine andere Geschichte.
Um als dauerhafte „Wissenschaftsstadt“ bezeichnet zu werden, muss die Landesregierung der einzelnen Bundesländer selbst zustimmen. Sie setzen herausragende Ergebnisse auf dem Gebiet der Forschung voraus. Bei Darmstadt ist das 1994 wohl eingetroffen. Die Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) hat bei der Fusion eines Blei- und eines Nickel-Ions ein neues Element entdeckt: Darmstadtium. Somit ist Darmstadt die einzige Stadt der Welt, die ihren Namen auf das Periodensystem gebracht hat. Es wird nicht ganz klar aber vielleicht auch deshalb erhielt man die Ehre, als eine von vier Städten in Deutschland diesen Zusatz aufs Ortsschild drucken zu dürfen.
Eine Antwort auf „Ist Darmstadt wirklich eine Wissenschaftsstadt?“
[…] geplant. Gerade für Darmstadt ist Migration ein zentrales Thema, denn: als Wissenschaftsstadt studieren und forschen viele Menschen aus den verschiedensten Ländern und Kulturen gemeinsam an […]