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Darmstadt, don’t pay your energy bills?!

Offenes Treffen im zucker e.V (Foto: Marah Göttsch)

Bald drei Jahre Pandemie gefolgt von einer Inflation, die dafür sorgt, dass wir in allen Lebensbereichen mehr bezahlen müssen: enough is enough! So zumindest heißt eine Kampagne, die ihren Ursprung in Großbritannien hat. Immer mehr Menschen in Europa bringen ihren Missmut über die aktuelle Lage zum Ausdruck, so verbrannten Menschen in Italien zum Beispiel ihre Stromrechnungen. Weniger symbolisch ist „Don’t Pay UK“, ein Zahlungsstreik, der von besagter Kampagne ins Leben gerufen wurde.

Wie der Name suggeriert, ruft „enough is enough“ die britische Bevölkerung dazu auf, ihre Gas- und Stromrechnungen nicht mehr zu bezahlen. Im Moment sammelt die Kampagne deshalb Absichtserklärungen der Briten, die sich dagegen entscheiden, ihre Rechnung zu bezahlen. Ziel ist es, eine Million Nicht-Zahler zu sammeln, um kollektiven Ungehorsam zu leisten und die britische Regierung zu einem Kurswechsel zu zwingen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben sich 256,786 Briten dem Boykott angeschlossen. Am ersten Dezember
soll gestreikt werden.

Am Dienstag traf sich die interventionistische Linke (iL) zu einem offenen Treffen, um zu diskutieren, ob „don’t pay UK“ auch in Deutschland umsetzbar und nötig wäre. 2020 gab es 230.000 deutsche Haushalte, bei denen der Strom wegen fehlenden Zahlungen der Strom abgestellt wurde, hinsichtlich der aktuellen Lage steigt die Tendenz. Durch den Angriffskrieg Russlands schnellen auch in Deutschland die Gas- und Strompreise in die Höhe. In Hessen kam es bis jetzt zu einem Kostenanstieg von 40 Prozent.

Die iL kritisiert, dass die beschlossenen Entlastungspakete der Bundesregierung nicht nur ungerecht verteilt seien, sondern im Kern nur als Pflaster für eine große Wunde agieren würden, um sich nicht mit der eigentlichen Ursache beschäftigen zu müssen. Sie heben vor allem den Aspekt der Solidarisierung der Kampagne hervor. „Don’t pay“ sei ein Mittel, sich mit den Menschen zu solidarisieren, die ihre Rechnungen – auch, wenn sie wollen – nicht bezahlen können. Anders als bei einem Appell an die Bundesregierung soll mit „Don’t Pay“ aktiver, kollektiver Widerstand gegen die aktuelle Politik geleistet werden. Die interventionistische Linke sieht einen solchen Boykott, als ersten Schritt in die für sie richtige Richtung.

„Es gibt kein Grundrecht auf Stromversorgung, auf Wohnraum, oder auf fliesendes Wasser in Deutschland. Diese Dinge gehören nicht auf den Markt, damit dürfen Private kein Profit machen!“

– ein Teilnehmer des offenen Treffens

Auch in Belgien hat sich der Boykott „Wij betalen niet.“ (Deutsch: Wir zahlen nicht.) inzwischen etabliert. Ob die Kampagne in den nächsten Wochen und Monaten auch nach Deutschland schwappt, wird sich spätestens Anfang nächsten Jahres zeigen, denn nicht alle Haushalte würden den Kostenanstieg schon spüren: Die „böse Überraschung“ erwarte viele erst noch.

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