Kategorien
Wirtschaft

Steigende Lebenshaltungskosten: „Ich weiß nicht, wie das so weiter gehen soll“

Lebensmittelpreise steigen, die Heizkosten dieses Jahr haben sich mehr als verdoppelt, das Leben wird teurer. Das geht auch nicht an den Studierenden vorbei. Viele haben Sorge ihre Lebenshaltungskosten nicht mehr zahlen zu können.

Jannik studiert Maschinenbau im fünften Semester an der Hochschule Darmstadt (hda). Er ist vor ungefähr einem Jahr aus dem Elternhaus ausgezogen und lebt ohne finanzielle Unterstützung. Neben dem Studium hat er einen Werkstudentenjob, von dem er alle seine Lebenshaltungskosten zahlt. „Im Frühjahr hat mir mein Job noch für alles gereicht, was ich gebraucht habe, aber langsam habe ich wirklich Angst, dass das nicht mehr genug sein wird“, sagt er. Beim Einkaufen achtet er viel mehr auf die Lebensmittelpreise und muss sich teilweise auch selbst einschränken. Laut der Verbraucherzentrale sind die Preise für Nahrungsmittel im Vergleich zum Vorjahr um 20,3 Prozent gestiegen und es wird auch von einem weiteren Anstieg ausgegangen. „Sachen, die ich eigentlich gerne esse, aber nicht wirklich brauche, lasse ich meistens komplett weg, um das Geld irgendwie zu sparen“.

Vor ein paar Monaten bekam Jannik auch eine E-Mail mit der Nachricht, dass seine Nebenkostenvorauszahlung erhöht wird. „Ich bin ehrlich, wenn ich sage, dass ich immer wieder am Überlegen bin, zurück zu meinen Eltern zu ziehen. Das würde die Zeit momentan für mich deutlich einfacher machen“. Er möchte aber nicht den Schritt aus der Unabhängigkeit zurück gehen. Auch Janniks Freizeit leidet unter der momentanen Situation. Das Studium und der Job fressen schon viel von seiner Zeit, jetzt will er auch nicht sein Geld dafür ausgeben. „Klar würde ich gerne öfter was mit Freunden trinken gehen oder so, aber ich weiß nicht, ob mir das Geld woanders dann fehlen wird“.

Amelie studiert ebenfalls an der hda. Sie ist momentan im ersten Semester und ist dieses Jahr mit zwei Freund:innen in eine WG gezogen. Sie bekommt im Vergleich zu Jannik finanzielle Unterstützung von ihren Eltern, arbeitet nebenbei aber auch in einem Café. „Wir hatten wegen den hohen Kosten Angst die Heizungen aufzudrehen, als es kälter wurde und jetzt haben wir vor ein paar Tagen Schimmel bei uns in der Küche gefunden“. Ihnen war das Risiko bewusst, aber Amelie und ihre Mitbewohner:innen dachten nicht, dass es so schnell dazu kommen könnte. Auch mit dem Geld von ihren Eltern hat sie Sorgen, wie sie über die Runden kommen soll. „Eigentlich möchte ich sie nach mehr Geld fragen, aber ich will auch keine Belastung für sie sein, weil ich weiß, dass meine Eltern es gerade auch nicht leicht haben“.  Amelie ist der Meinung sie zahlt viel zu viel Miete für ihr Zimmer. Darmstadt gehört mit einer Durchschnittsmiete von 15,69 €/m² zu den überdurchschnittlich teuren Städten. Auch mit den immer steigenden Kosten reicht ihr das Geld, das ihr zur Verfügung steht, gerade so aus. „Ich weiß nicht, wie das so weiter gehen soll“.

Jannik und Amelie haben Angst nicht mehr von dem Geld, dass sie monatlich zur Verfügung haben, leben zu können genauso wie vor einer Heizkostennachzahlung. „Ich habe das Gefühl, dass wir Student:innen wieder von der Politik vergessen und vernachlässigt werden, so wie es während der Pandemie war“, sagt Jannik. Er und weiter Studierende wünschen sich mehr finanzielle Entlastung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert